Wadern

Wadern ist eine saarländische Stadt im Landkreis Merzig-Wadern zwischen Saarbrücken und Trier. Sie ist flächenmäßig mit 111 Quadratkilometern nach Saarbrücken und St. Wendel die drittgrößte Stadt des Saarlandes. Die Stadt Wadern gliedert sich in 14 Stadtteile. Insgesamt gehören zur Kommune 24 Dörfer. Die Stadt liegt im moselfränkischen Sprachraum.

 

Lage

Die Stadt Wadern liegt in der nördlichsten Landschaft des Saarlandes, dem so genannten „Hunsrückvorland“. Diese Landschaft bildet den Übergang zwischen dem Saar-Nahe-Bergland und dem Hunsrück. Die Nordgrenze des Hunsrückvorlandes verläuft über den Kamm des Schwarzwälder Hochwaldes und ist gleichzeitig die Grenze zu Rheinland-Pfalz. Die Waderner Stadtteile Steinberg und Wadrill liegen an den steileren Hängen des Hochwald-Kammes, während sich die anderen Stadtteile am Rande einer lang gestreckten Niederung (Losheimer-Waderner Becken) befinden, die ringsum von Hügeln umrandet wird. Hauptfluss der Stadt ist die Prims mit den Einmündungen von Wadrill, Lösterbach und Losheimer Bach. Die höchste Erhebung im Stadtgebiet ist der Springkopf (529 Meter) im Stadtteil Wadrill. Die Stadt Wadern weist eine Fläche von 111 km² auf. Sie ist damit – in Bezug auf die Fläche – die drittgrößte Gemeinde im Saarland. 43,7 Prozent des Stadtgebiets werden landwirtschaftlich genutzt, auf 42,9 Prozent befindet sich Wald. Die Böden bestehen vorwiegend aus Sand und Rotliegendem.

 

Stadtgliederung

Die Stadt Wadern gliedert sich in 14 Gemeindebezirke bzw. Stadtteile (Stand 31. Dezember 2017)

  • Bardenbach (Bardenbach, Biel)
  • Büschfeld (Büschfeld, Überlosheim, Vogelsbüsch)
  • Dagstuhl
  • Gehweiler
  • Krettnich
  • Lockweiler (Altland, Lockweiler, Nuhweiler)
  • Löstertal (Buweiler, Kostenbach, Oberlöstern, Rathen)
  • Morscholz
  • Noswendel (Batschweiler, Noswendel, Noswendelroth)
  • Nunkirchen (Münchweiler, Nunkirchen)
  • Steinberg
  • Wadern (Niederlöstern, Wadern)
  • Wadrill
  • Wedern

Die Stadtverwaltung hat ihren Sitz im Stadtteil Wadern.

 

Nachbargemeinden

Im Norden grenzt die Stadt Wadern an die Verbandsgemeinde Hermeskeil (Rheinland-Pfalz), im Nord-Osten an die Gemeinde Nonnweiler (Landkreis Sankt Wendel), im Süd-Osten an die Gemeinde Tholey (Landkreis Sankt Wendel), im Süden an die Gemeinde Schmelz (Landkreis Saarlouis) und im Westen an die Gemeinde Losheim am See und die Gemeinde Weiskirchen (Landkreis Merzig-Wadern).

 

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Zwar deuten einige Einzelfunde, wie etwa einzelne Steinbeile sowie ein bronzezeitlicher Grabhügel in Nunkirchen, bereits auf eine vorgeschichtliche Besiedelung der Region hin, doch mehren sich erst für den Zeitraum ab etwa 1.000 v. Chr. aussagekräftige Funde und Befunde.[4] Dabei finden sich auf den Höhen des Hochwalds vor allem ab der frühkeltischen Eisenzeit zahlreiche aufwändige Bestattungen unter Grabhügeln, die auf das Vorhandensein einer reichen keltischen Oberschicht mit Handelskontakten bis in den Mittelmeerraum hinweisen. Im Stadtgebiet Wadern sind hier die im 5./4. vorchristlichen Jahrhundert entlang einer antiken Wegeführung angelegten neun Grabhügel mit mehreren reich ausgestatteten Beisetzungen bei Gehweiler zu nennen.

 

Aus spätkeltischer Zeit hingegen stammen die Bestattungen bei Lockweiler (1. Jh. v. Chr.), an denen sich das gewandelte Totenritual ablesen lässt, da die Verstorbenen hier verbrannt und in Gräbern ohne Überhügelung beigesetzt wurden. Zu den archäologischen Quellen tritt in dieser Zeit auch eine genauere schriftliche Beschreibung der hier ansässigen Menschen sowie ihrer Sitten und Gebräuche durch den römischen Feldherrn Gaius Iulius Caesar. In seiner Beschreibung der römischen Eroberung der Region 58-51/50 v. Chr. („Commentarii de Bello Gallico“) bezeichnet er die Einheimischen als „Treverer“, die den römischen Invasoren lange erbitterten Widerstand entgegensetzten, bevor es den Eroberern gelang, die letzten Aufständischen niederzuwerfen. Diese aus römischer Perspektive überlieferten Ereignisse spiegeln sich in der Entdeckung eines römischen Militärlagers wider, das zur Zeit des Gallischen Krieges bei Hermeskeil in unmittelbarer Nähe zu der als „Hunnenring“ bekannten keltischen Höhensiedlung auf dem Dollberg bei Otzenhausen angelegt wurde.

 

Durch die Eingliederung Galliens in das Römische Reich und den Ausbau des Straßennetzes wurden nicht nur eine Vielzahl von Handelsgütern in die neue Provinz transportiert, sondern ebenso die fremden Sitten, Gebräuche und Techniken eingeführt. So entstand im 2. nachchristlichen Jahrhundert in Oberlöstern ein Gesamtensemble aus einem gallo-römischen Umgangstempel, aus zwei – heute rekonstruierten – Monumentalgrabhügeln sowie aus einer römerzeitlichen Villa rustica mit einem repräsentativen Hauptgebäude und mehreren Wirtschaftsgebäuden. Darüber hinaus belegen mehrere Abbaustellen im Gelände sowie Bruchstücke des Rohlings einer Handdrehmühle und eines Reibsteins die wirtschaftliche Bedeutung des örtlichen Gesteins zur lokalen Mahlsteinherstellung.

 

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Im Verlauf des 5. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Einfällen germanischer Stämme und schließlich zur Ablösung der römischen Herrschaft in der Region und der Eingliederung in das Frankenreich. Während die neuen Strukturen sowie der Zuzug fränkischer Neusiedler archäologisch nur teilweise fassbar sind, lassen die Ortsnamen der Dörfer im Waderner Stadtgebiet noch heute den Schluss auf deren Gründungszeit zu. So verweisen die häufigen Namensendungen auf -bach, -feld oder -rod auf die große mittelalterliche Rodungsphase des 10. Jahrhunderts, als die Wälder des Hochwaldes zur Gewinnung neuer Flächen für Siedlungsbau und Landwirtschaft abgeholzt wurden.

 

Die Zeit des Mittelalters und der Frühen Neuzeit war geprägt durch die Zugehörigkeit der heutigen Stadt Wadern zu unterschiedlichen Herrschaftsbereichen: So teilten sich bis zur Französischen Revolution neben den beiden großen Machtblöcken des Erzstifts Trier und des Herzogtums Lothringen auch kleinere Herrschaften, wie die reichsfreie Herrschaft Dagstuhl und das Geschlecht von Hagen bzw. später Zandt von Merl, das heutige Stadtgebiet. Die politische Grenzlage beeinflusste nicht nur das Alltagsleben der Menschen, sondern führte auch zur Verflechtung mit überregionalen politischen Entwicklungen und Konflikten.

 

Mittelalterliche Baudenkmäler sind beispielsweise die romanischen Kirchtürme in Wadrill, Lockweiler, dem ältesten Teil des heutigen Kirchturms in Wadern und die Burgruinen. Während die Burg Büschfeld mittlerweile ganz verschwunden ist, sind die Reste der Burg Schwarzenberg sowie der Burg Dagstuhl noch immer sichtbar. Letztere ist durch Grabungen in den 1980er-Jahren sowie ein umfangreiches Grabungs- und Inwertsetzungsprogramm zwischen 2003 und 2011 mittlerweile ein kulturtouristischer Anziehungspunkt in der Region.

 

Eine besondere Rolle für die frühneuzeitliche Entwicklung der Herrschaft Dagstuhl spielte der Trierer Erzbischof und Kurfürst Philipp Christoph von Sötern. Er vereinigte von 1616 bis 1625 die seit dem 14. Jahrhundert in vier Erbteile zersplitterten Herrschaftsbereiche Dagstuhls und führte an der Burg größere Umbaumaßnahmen durch. Im Jahre 1635 legte er die Unteilbarkeit des Familienbesitzes in der rechtlichen Form des „Söternschen Fideikommisses“ fest, welchen er mit weiteren Belehnungen, Besitzanteilen und Rechtstiteln sowie umfangreichen Barmitteln und Wertgegenständen aus seinem Privatbesitz ausstattete.

 

Die Lehnsnehmer des Grafen hießen in Wadern Stockbauern. Ihre Rechte und Pflichten waren schriftlich geregelt.

 

Durch die 1680 geschlossene Ehe Maria Sidonias von Sötern mit Graf Notger Wilhelm von Baldern, Katzenstein und Aufhausen kam die Herrschaft Dagstuhl in den Besitz der Grafen von Oettingen-Baldern im Nördlinger Ries und gelangte im 18. Jahrhundert unter ihrem Enkel, Graf Joseph Anton von Oettingen-Baldern und Sötern, zu besonderer Blüte. Dieser intensivierte die Kontakte zu seiner entlegenen Herrschaft im Hochwald und verlegte seine Hofhaltung schließlich 1763 ganz nach Dagstuhl. Hier residierte er in seinem 1760 erbauten Schloss und bemühte sich, durch zahlreiche Verordnungen die wirtschaftliche Situation in seiner Herrschaft zu verbessern. Die für die weitere Entwicklung Waderns wichtigste Neuerung bildete die Verleihung des Marktrechts im Jahre 1765. Die Möglichkeit, regelmäßige Vieh- und Krammärkte abzuhalten, verhalf dem „Marktflecken“ Wadern zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Als sichtbares Zeichen dieses Marktrechts ließ Graf Joseph Anton im Herzen Waderns einen Marktplatz anlegen und einen Marktbrunnen errichten.

 

Eine weitere Schlossanlage entstand 1750–1752 in Münchweiler unter Freiherr Franz Georg Zandt von Merl. Dieses in mehreren Bauphasen zu einer barocken Residenz ausgebaute Schloss wurde von 1997 bis 2007 mit Unterstützung von Bund, Land und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz grundlegend saniert und befindet sich noch heute im Familienbesitz.

 

Mit dem Einrücken der französischen Revolutionstruppen endete 1794 die Fürstenzeit. Die fürstlichen Besitztümer wurden französischer Staatsbesitz. Während Schloss Münchweiler 1801 wieder von seinen früheren Besitzern zurückgekauft wurde, ließ sich in Schloss Dagstuhl 1807 Freiherr Wilhelm Albert de Lasalle von Louisenthal mit seiner Familie nieder.

Das 19. Jahrhundert

 

Das heutige Gebiet der Stadt Wadern wurde 1801 durch den Frieden von Lunéville französisches Staatsgebiet und infolgedessen in neuen Verwaltungsstrukturen zusammengefasst. So bildeten die verschiedenen Gemeinden („Mairies“ genannt) Wadern, Weierweiler sowie Neunkirchen (Nahe) zusammen den Kanton Wadern, im Arrondissement Birkenfeld, das wiederum zum Saar-Departement mit Sitz in Trier gehörte.

 

Im Rahmen der territorialen Neugestaltung Europas durch den Wiener Kongress kam der Bereich der gegenwärtigen Stadt Wadern im Jahre 1815 unter preußische Verwaltung. Es war Bestandteil des von Preußen neu geschaffenen Landkreises Merzig, der von neun Bürgermeistereien gebildet wurde. Der Kreis Merzig gehörte zum Regierungsbezirk Trier, der wiederum Teil der preußischen Rheinprovinz war. Diese Struktur bestand bis Ende des Ersten Weltkrieges. Die Bürgermeisterei Wadern wurde Anfang des 19. Jahrhunderts eingerichtet. Diese Form der Kommunalverwaltung war von den Franzosen in Preußen zwischen 1806 und 1813 eingeführt worden.

 

Das 19. Jahrhundert brachte nicht nur eine Änderung der politischen Verhältnisse mit sich, sondern auch neue Technologien und einen tiefgreifenden Wandel in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht.

 

Die Ausgangslage war denkbar schlecht: Im wirtschaftlich während der französischen Besatzungszeit Ende des 18. Jahrhunderts/Anfang des 19. Jahrhunderts durch Zwangsabgaben und Abholzungen ausgebluteten Hochwaldraum herrschte vielerorts bittere Not. Zudem wirkten sich in diesem landwirtschaftlich geprägten Raum Missernten katastrophal aus, so dass zahlreiche Menschen auswanderten. Neben den Bemühungen seitens der preußischen Verwaltung zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage im Kreisgebiet gab es auch private Initiativen: Zur Unterstützung von Bedürftigen gründete die als „Malergräfin“ verehrte Freifrau Octavie de Lasalle von Louisenthal 1843 auf Schloss Dagstuhl einen Elisabethverein. Zudem stiftete die Familie de Lasalle von Louisenthal 1856 ein kleines Häuschen zur Aufnahme von Notleidenden, Kranken und Waisen, das später von den Franziskanerinnen von Waldbreitbach weitergeführt wurde und aus das bis 2017 bestehende Elisabeth-Krankenhaus der Stadt Wadern hervorging.

 

Mit der Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 öffneten sich der saarländischen Kohle neue Absatzmärkte. Dieser Umstand in Verbindung mit einem steigenden Energiebedarf und dem Einsatz neuer Technologien im Förderverfahren führte ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem enormen Anstieg der Zahl der im Bergbau beschäftigten Hochwälder. Die häufig als Nebenerwerb betriebene Landwirtschaft auf den heimischen Höfen lag in den Händen der Frauen, während die Männer unter der Woche in Schlafhäusern nahe ihren weit von zu Hause entfernten Arbeitsstätten untergebracht waren. Der Anschluss der Hochwaldregion an das Eisenbahnnetz brachte den als „Hartfüßler“ verspotteten Fernpendlern eine enorme Verbesserung der Lebensumstände. Auch die Lage der kleinen Handwerksbetriebe auf dem Gebiet der heutigen Stadt Wadern besserte sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Im Jahr 1858 gründete Nikolaus Lauer die Tuchfabrik Wadern, die bis 1963 bestand.

 

Vor allem ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts blühte auch das Vereinswesen im heutigen Stadtgebiet auf, da sich immer mehr Menschen zur Verwirklichung ihrer musischen, wirtschaftlichen aber auch politischen Interessen zusammenschlossen.

 

Der Erste Weltkrieg

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Bevölkerung im Landkreis Merzig stark angewachsen und die wirtschaftliche Lage hatte sich verbessert. Der vor allem ab der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 auch im Hochwaldraum zunehmende Patriotismus und die Beliebtheit Kaiser Wilhelms II. führten dazu, dass der Militärdienst nun eher als „Ehrensache“, denn als Pflicht empfunden wurde, und nationale Feiern unter Einbeziehung der politischen und kirchlichen Würdenträger sowie der Schulen und Kirchen gesellschaftliche Großereignisse waren.

 

Auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 reagierte die ländliche Bevölkerung dennoch eher verhalten, da sich hier existenzielle Sorgen und Angst vor den Schrecken des Krieges stärker zeigten als patriotische Begeisterungsstürme. Die einberufenen Soldaten wurden unter großer Anteilnahme der Bevölkerung am heimischen Bahnhof Wadern verabschiedet. Die Region gehörte im August 1914 zum Aufmarschgebiet an die Westfront, sodass der „kriegswichtige“ Bahnhof in dieser Zeit ausschließlich militärisch genutzt und sogar bewacht wurde. Frauen versorgten die Soldaten auf ihrer Durchreise mit Essen und Getränken. Bereits im selben Monat trafen die ersten Verwundeten in den regionalen Lazaretten in Merzig, Mettlach und Beckingen ein. Über Feldpost hielten die Menschen Kontakt mit ihren Angehörigen im Felde und versorgten Soldaten mit Spenden, so genannten „Liebesgaben“.

 

Obgleich der Hochwald kein Kampfgebiet war, wurde die Zivilbevölkerung an der „Heimatfront“ nicht nur durch die zunehmende Nahrungs- und Rohstoffknappheit sowie durch den Mangel an Arbeitskräften getroffen, sondern ebenso durch die Auswirkungen der industrialisierten Kriegsführung: Zeitgenössische Chroniken berichten von feindlichen Kampffliegern auf dem Weg nach Trier und dem noch hier vernehmbaren Kanonendonner der nahen Westfront.

 

Gemäß dem Waffenstillstandsabkommen von Compiègne mussten die deutschen Soldaten die besetzten Gebiete nach Kriegsende schnellstmöglich räumen, so dass bereits im November 1918 erneut zahlreiche Regimenter bei ihrem Rückzug aus Frankreich das Stadtgebiet durchquerten. Die heimkehrenden Soldaten aus der Region wurden als „unbesiegte Helden“ gefeiert.

 

Durch den Versailler Vertrag, der 1920 in Kraft trat, wurden die politisch-territorialen Gegebenheiten auch im Bereich des Kreises Merzig neu geordnet. Der größere Teil dieses Kreises, als „Stammkreis Merzig“ bezeichnet, wurde vom Deutschen Reich abgetrennt und dem unter der Verwaltung des Völkerbundes stehenden Saargebiet zugeordnet. Verwaltungssitz blieb Merzig. Ein kleinerer Teil des bis 1919 bestehenden Kreises Merzig blieb beim Deutschen Reich und bildete den so genannten „Restkreis Merzig-Wadern“, später auch oft „Restkreis Wadern“ genannt, mit Verwaltungssitz des Landrates in Wadern. Der Restkreis gehörte weiterhin zum Regierungsbezirk Trier in der preußischen Rheinprovinz. Er bestand aus den Bürgermeistereien bzw. später Amtsgemeinden Losheim, Wadern und Weiskirchen, denen insgesamt 43 Gemeinden zugeordnet waren. Friedrich Stephan Hubertus Graf von Spee übte von 1920 bis 1945 das Amt des Landrates in Wadern aus, Jost Haas von 1945 bis 1946. Ab 1928 wurden in der Rheinprovinz die Bürgermeistereien als so genannte „Ämter“ bezeichnet, so auch Wadern. Diese „Ämter“ nahmen administrative Obliegenheiten der unteren Verwaltung wahr und wurden von Amtmännern bzw. Amtsbürgermeistern geführt, für deren Ernennung die jeweiligen Regierungen zuständig waren.

 

Zwar konnte die rapide Inflation der Reichsmark bis 1923 durch die Einführung der Rentenmark beendet werden, doch führte die sich verschlechternde Wirtschaftslage der 1920er-Jahre zu zahlreichen Entlassungen der als „Saargänger“ arbeitenden Industrie- und Hüttenarbeiter aus dem Hochwaldraum. Um die bittere Not zu lindern, erklärte die Reichsregierung den Saargrenzgürtel zum Notstandsgebiet und ordnete zur wirtschaftlichen Unterstützung Notstandsarbeiten in Form von Rodungen oder Wegebau an.

 

Nationalsozialismus, Widerstand und Zweiter Weltkrieg

Im Restkreis Wadern lebten zwischen 1920 und 1939 zirka 25.000 Einwohner. Davon waren über 95 Prozent Katholiken. Dies schlug sich auch bei den Wahlergebnissen für die einzelnen Parteien nieder. Die Zentrumspartei war den übrigen Parteien deutlich überlegen, was sich insbesondere bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 zeigte. Es waren die ersten Wahlen unter der Herrschaft der Nationalsozialisten. Die Zentrumspartei erhielt 57,5 Prozent der Stimmen. Die NSDAP kam nur auf 19,5 Prozent, die KPD auf 13,9 Prozent und die SPD auf 6 Prozent. Die Nationalsozialisten nahmen das Ergebnis zum Anlass, um gegen die anderen Parteien massiv vorzugehen. Ermächtigungsgesetz und Gleichschaltung taten ein Übriges, um die politische Mitwirkung dieser Parteien und die Meinungsfreiheit auszuschalten.

 

Im Unterschied zu den unter der Völkerbundverwaltung stehenden Saarländern bekamen die Menschen auf dem Gebiet der heutigen Stadt Wadern nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 sehr schnell die Folgen der Hitler-Diktatur zu spüren. Gegen die Willkür regte sich allerdings auch Widerstand. Nikolaus Demmer, Heinrich Graach, Peter Kasper, Peter Thomes, Josef Wagner und Hanns Wecker bezahlten ihren Widerstand mit Verfolgung, Berufsverboten, Gefängnis, Konzentrationslagern und Tod.

 

Am 13. Januar 1935 entschieden sich die Saarländer mit großer Mehrheit für die Rückgliederung an das Deutsche Reich. Die Völkerbundverwaltung endete damit, und das im Versailler Vertrag geschaffene „Saargebiet“ wurde am 1. März 1935 unter der Bezeichnung „Saarland“ einem Reichskommissar unterstellt. Allerdings gab es keine Veränderung der territorialen Gegebenheiten, sodass der Stammkreis Merzig und der Restkreis Wadern nach wie vor getrennte Einheiten bildeten mit unterschiedlichen Zugehörigkeiten: Der Stammkreis Merzig blieb Bestandteil des Saarlandes und der Restkreis Wadern Teil des Regierungsbezirks Trier. Die Amtsgemeinde Wadern gehörte damit nach wie vor nicht zum Saarland.

 

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die wehrfähigen Männer zur Wehrmacht eingezogen und in den Krieg geschickt. Viele kamen bei den Kriegshandlungen ums Leben. Die Zivilbevölkerung in der Umgebung von Wadern erlebte den Schrecken des Krieges besonders Ende 1944/Anfang 1945, als die Alliierten Luftangriffe auch auf die Dörfer der heutigen Stadt Wadern flogen. Besonders Eisenbahnanlagen wurden unter Beschuss genommen. Am 16./17. März 1945 besetzten amerikanische Truppen das Gebiet der heutigen Stadt Wadern. Damit war für die Menschen vor Ort der Krieg faktisch beendet. Nach der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands am 8. Mai 1945 legten die Alliierten auf der Potsdamer Konferenz die Einteilung Nachkriegsdeutschlands in Besatzungszonen fest. Die französische Besatzungszone umfasste den Südwesten Deutschlands und betraf damit auch den Restkreis Wadern mit der gleichnamigen Amtsgemeinde. Als Folge dieser alliierten Vereinbarung zogen die Amerikaner ihre Truppen ab und übergaben den Restkreis mit der Amtsgemeinde Wadern in die Zuständigkeit der Franzosen, die als eine der ersten administrativen Entscheidungen die Zusammenlegung von Stammkreis Merzig und Restkreis Wadern zum saarländischen Landkreis Merzig-Wadern verfügten. Die Amtsgemeinde Wadern, die – historisch betrachtet – ursprünglich nicht zum Saarland gehörte, ist seitdem fester Bestandteil dieses Landes. Das Saarland selbst wurde 1946 von der französischen Besatzungsmacht aus ihrer Besatzungszone ausgegliedert, um die französische Reparationsforderungen besser zur Geltung bringen zu können.

 

Nachkriegsgeschichte

  • 1946–1974: Wadern hatte von 1946 bis 1974 den Status einer Amtsgemeinde, die für folgende 13 selbstständige Gemeinden administrative Obliegenheiten wahrnahm: Bardenbach, Büschfeld, Dagstuhl, Gehweiler, Krettnich, Lockweiler, Niederlöstern, Noswendel, Oberlöstern, Morscholz, Wadern, Wadrill und Wedern. Im Gegensatz zur Saargebietszeit gehörte Wadern bis zur Rückgliederung an die Bundesrepublik Deutschland zum Saarland. Mit der Gebiets- und Verwaltungsreform von 1974 erhielt Wadern den Status eines Mittelzentrums im nördlichen Saarland.
  • 1974 bis heute: Verbunden mit der mittelzentralen Funktion wurden der Gemeinde Wadern 1978 die Stadtrechte verliehen. Die Schaffung zahlreicher öffentlicher Infrastrukturen bis in die Mitte der 1980er-Jahre (u. a. Hallenbad, Stadthalle, Stadtsanierung, Freizeitzentrum Noswendel) ergänzte die Ausstattung des Mittelzentrums. In allen Stadtteilen wurden bis heute Sport- und Mehrzweckhallen, Bürgerhäuser und Sportstätten geschaffen, die die Lebensqualität vor Ort prägen. Besonders erwähnenswert in der neueren Stadtgeschichte ist die Einrichtung des heutigen Leibniz-Zentrums für Informatik Schloss Dagstuhl (1990), das Grundlagenforscher der Informatik aus aller Welt in der Stadt Wadern zusammenführt.

„Großgemeinde“/Stadtwerdung

Die „Einheits-“ bzw. „Großgemeinde“ Wadern entstand im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform im Saarland 1974. Am 1. Januar 1974 wurden die bis dato zum Amt Wadern gehörenden und bis dahin eigenständigen Gemeinden Bardenbach, Büschfeld, Dagstuhl, Gehweiler, Krettnich, Lockweiler, Morscholz, Niederlöstern, Noswendel, Oberlöstern, Wadern, Wadrill und Wedern aufgelöst. Die bis zu diesem Zeitpunkt zum Amt Weiskirchen gehörenden Gemeinden Münchweiler, Nunkirchen und Steinberg verloren ebenfalls ihre Selbstständigkeit ebenso wie die Gemeinden Buweiler-Rathen und Kostenbach aus dem Amt Nonnweiler. Diese Gemeinden bildeten so dann seit dem 1. Januar 1974 die „Einheits-“ bzw. „Großgemeinde“ Wadern. Am 1. Juli 1978 wurden der Gemeinde Wadern die Stadtrechte verliehen. Mit der Stadtwerdung wurden Buweiler, Kostenbach, Oberlöstern und Rathen zum Stadtteil Löstertal zusammengefasst. Münchweiler war bereits 1974 dem Stadtteil Nunkirchen angegliedert worden.

Quelle: Wikipedia