Spiesen-Elversberg

Spiesen-Elversberg ist eine saarländische Gemeinde im Landkreis Neunkirchen, rund 15 km nordöstlich von Saarbrücken.

 

Lage

Spiesen-Elversberg liegt 1 km südwestlich der Kreisstadt Neunkirchen, 2 km nördlich von St. Ingbert, 3 km nördlich vom St. Ingberter Stadtteil Rohrbach und 2 km östlich von Friedrichsthal. In der Umgebung gibt es zahlreiche Wälder, die Teil des Saarkohlenwaldes sind.

 

Gemeindegliederung

Die Gemeinde gliedert sich in die Ortsteile Spiesen und Elversberg.

Geschichte

Antike und Mittelalter

Das Gebiet wurde bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Zur Römerzeit befanden sich im Ortsteil Spiesen Waldbauernhöfe, mehrere Heiligtümer nebst Gräberfeld und eine Villa rustica am Freidelbrunnen. Eine wirtschaftliche Beziehung zum Kännelkohlenabbau des Flöz Tauentzien in Heinitz ist wahrscheinlich.

 

Im Mittelalter hatten Fürsten und Grafen Besitzungen in Spiesen und Umgebung, die nach und nach an die Klöster Neumünster (heute Stadtteil von Ottweiler) und Wadgassen verkauft oder verschenkt wurden.

 

Die erste urkundliche Erwähnung Spiesens im Jahre 1195 findet sich in einem Dokument, in dem Graf Ludwig I. der Ältere von Saarwerden dem Kloster Wadgassen eine Hufe bei Spizze schenkt. Zwei Jahre später bestätigt Papst Coelestin III. dem Kloster Wadgassen seine Rechte an einem Mansus (Hufe) bei Spize. 1286 wurde erstmals eine Kirche zu Spizzen erwähnt, deren Pfarrbesetzungsrecht in einem Vertrag zwischen dem Kloster Neumünster und dem Ritter Friedrich von Stein geregelt wurde. Dieser Ritter und seine Frau verkauften 1295 ihre Eigentümer in Spizzen dem Kloster Wadgassen. Über das Patronatsrecht der Kirche (ecclesie de Spissa) brach ein Streit zwischen Ritter Joffried von Saarbrücken und den Klöstern Wadgassen und Neumünster aus, der 1307 beigelegt wurde. 1345 trugen Joffried von Saarbrücken und Frau Sophie dem Erzbischof Balduin von Trier ihr Eigengut in Spiesen zu Lehen auf. Fünf Jahre später, im Jahr 1350, übertrug Joffried sein Viertel am Patronat der Kirche zu Spiesen auf ewig an das Kloster Wadgassen. Ohne Wissen des bischöflichen Lehnsherrn verkaufte Joffried 1357 seinen Teil an Spiesen an Graf Walram II. von Zweibrücken. Dieser Teil wurde 1366 von Graf Eberhard von Zweibrücken an Wadgassen übergeben. Die lehnsherrliche Zustimmung hierfür gab Erzbischof Otto von Trier erst 1419. 1377 übergab Mechthilde von Spiesen (Metza) sich und ihre Eigentümer in Spiesen dem Kloster Neumünster. Damit besaß Wadgassen 3/4 und Neumünster 1/4 aller Güter und Rechte.

 

Kriegsknechte Herzog Ludwigs I. von Pfalz-Zweibrücken, genannt der Schwarze, überfielen 1454 Spiesen, plünderten den Ort und vertrieben das Vieh.

 

Frühe Neuzeit

1538 wurde auf der Spieser Gemarkung eine Mühle erbaut, die Spiesermühle.

 

In den Jahren von 1549 bis 1573 kam es zu einem Grenzstreit mit Rohrbach um Bottenberg, Eulenbronnen (die heutige Lindenquelle nahe dem Glashütter Weiher) und Spieser Mühle.

 

Graf Albrecht von Nassau-Weilburg-Ottweiler, durch Neumünster Herrscher über Spiesen, führte 1575 die Reformation ein. Das Kloster Neumünster wurde 1576 säkularisiert und seine Güter in Spiesen eingezogen. 1592 wurde die katholische Pfarrei von Spiesen durch Graf Albrecht offiziell aufgehoben, 1605 die katholische Kirche von Amts wegen geschlossen.

 

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Spiesen 1631 von schwedischen Truppen besetzt und gelangt im gleichen Jahr endgültig in den Besitz der Grafen von Ottweiler, als Graf Wilhelm Ludwig von Ottweiler (Graf von Nassau-Saarbrücken) die wadgassischen Besitzungen in Spiesen annektierte. Die wadgassischen Mönche flohen nach Trier.

 

1634 begann ein 150-jähriger Grenzstreit mit St. Ingbert.

 

Durch die Kriegsereignisse (am 25. Juli 1635 brandschatzten und zerstörten kaiserliche Kriegsvölker (Kroaten) Dorf und Kirche), Pest und Hungersnöte hatte Spiesen im Dezember des Jahres 1635 nur noch eine Haushaltung und noch höchstens vier Einwohner.

 

Eine Wiederbesiedlung wurde 1677 durch Kriegsscharen Ludwigs XIV. von Frankreich, der im Gefolge seiner Reunionspolitik die Grafschaft Saarbrücken (und damit auch Spiesen) annektierte, zunächst zunichtegemacht. Erst 1687 konnte mit der Neubesiedlung wieder begonnen werden. Ebenfalls 1687 setzte sich Wadgassen wieder in den Besitz seiner Güter und Rechte in Spiesen ein, verlor aber 1691 vor dem Präsidialgericht in Saarlouis gegen Graf Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler. Im Frieden von Rijswijk musste Frankreich fast alle seine Reunionen und Eroberungen, darunter auch Spiesen, wieder zurückgeben. Die Katholiken Spiesens gehörten ab 1705 zur Pfarrei St. Ingbert. Ein Grenzvertrag von 1739 zwischen den Grafen von Nassau-Ottweiler und den Reichsgrafen von der Leyen regelte die Grenzziehung zwischen Spiesen und St. Ingbert. Eine Grenzregulierung zwischen Spiesen und St. Ingbert gab es 1744.

 

1789 begann die Französische Revolution, in deren Folge ab 1792 die Koalitionskriege ausbrachen. In diesem Zusammenhang marschierten 1793 französische Revolutionstruppen durch Spiesen. Ein Freiheitsbaum wurde errichtet, der Fürst von Nassau-Saarbrücken floh. 1794 kam es zu Kämpfen in und um Spiesen, bei denen zunächst der preußische Feldherr von Blücher gegen die Franzosen vorrückte, jedoch bald wieder zurückweichen musste. Das linke Rheinufer, und damit auch Spiesen, wurde von Frankreich besetzt und in der Folge annektiert.

 

Neuere Geschichte

Im Jahr 1800 wurde eine neue katholische Kirche, 1803 ein dazugehöriges Pfarrhaus erbaut. 1813 wurde die Spieser Mühle wieder errichtet.

 

Nach dem Wiener Kongress 1815 wurde Spiesen preußisch und gehörte zur Bürgermeisterei Neunkirchen im neugebildeten Kreis Ottweiler.

 

1847 wurde der Heinitzstollen angehauen. Elversberg entstand nach 1852 als Kolonistensiedlung für diese nahe gelegene neue Kohlengrube Heinitz. 1872 wurde durch eine Kabinettsorder von König Wilhelm I. von Preußen aus gleich großen Bannteilen der Gemeinden Neunkirchen und Spiesen eine neue Gemeinde unter dem Namen „Elversberg“ gebildet.

 

1899 wurde das Wasserwerk Spiesermühltal gebaut und 1902 das Gaswerk des Gasverbandes Spiesen-Elversberg.

 

Neueste Geschichte

Nach dem Ersten Weltkrieg führten die Bestimmungen des Friedensvertrag von Versailles von 1919 dazu, dass Spiesen und Elversberg von 1920 bis 1935 im Saargebiet lagen, das mit einem Mandat des Völkerbundes für 15 Jahre unter französische Verwaltung gestellt wurde. 1935 erfolgte die Rückgliederung zum Deutschen Reich. 1922 schieden Spiesen und Elversberg aus der Bürgermeisterei Neunkirchen aus und bildeten eine eigene Bürgermeisterei (Amt). 1926 kam es zum Bau der Straßenbahnlinie Saarbrücken-Spiesen und zur elektrischen Stromversorgung der Gemeinde. Zum Bau einer weiteren Straßenbahnlinie (Neunkirchen–Spiesen) kam es 1927.

 

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde der Adolf-Hitler-Turm gebaut (heute Galgenbergturm). Er ist das wichtigste Symbol des Ortes und seit Ende 2007 als abstrahierte Silhouette auf dem Signet der Gemeinde zu finden.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg lagen Spiesen und Elversberg zunächst in der französischen Besatzungszone, bevor die Orte 1946 bis Ende 1956 Teil des Saarprotektorats wurden.

 

Mit Wirkung vom 1. Januar 1963 wurde das Amt Spiesen-Elversberg aufgelöst. Beide Verwaltungen wurden getrennt. 1969 begann der Bau des Rathauses in der Ortsmitte von Spiesen.

 

Die heutige Gemeinde wurde am 1. Januar 1974 im Rahmen der Gebiets- und Verwaltungsreform aus den bisher selbständigen Gemeinden Spiesen und Elversberg gebildet.

 

Bei der ersten Direktwahl des Bürgermeisters 2004 wurde Reiner Pirrung (CDU) mit 58,9 % der Stimmen zum Bürgermeister gewählt.

Quelle: Wikipedia